Experimentelle Archäologie
Das Herstellen von Zunder zum Feuer machen (Verkoken von Leinen)
- Das Herstellen von Zunder
- Man benötigt. ein verschließbares Keramikgefäß, Leinen und Feuer.
- Das Leinen wird gerollt…
- und in den Keramiktopf gesteckt.
- Darauf kommt ein Deckel mit ein paar kleinen Löchern drin.
- Der Keramiktopf wird jetzt in die vorhandene Glut gestellt…
- … und rund herum Holz aufgeschichtet,
- damit das Feuer von allen Seiten an das Keramikgefäß gelangen kann.
- Durch die extreme Hitze wird das Leinen im Keramiktopf verkokt.
- Kleine Flammen schlagen aus den Löchern im Deckel des Keramikgefäßes.
- Ein Zeichen dafür, dass der Verkokungsprozess im vollen Gang ist.
- Vorsicht heiß! Das Keramikgefäß muss langsam abkühlen, damit es nicht zerspringt.
- Spannung pur: Der Deckel wird entfernt…
- … mal schauen, ob es geglückt ist.
- Gelungen: hervor kommt verkoktes Leinen, …
- … welches zum Feuer anzünden genutzt werden kann.
- Ein, zwei Schläge, ein Funke…
- Da liegt es: ein Stück von dem verkokten Leinen.
- Zum Feuer schlagen benötigt man…
- … sowie eine Tonschale mit dem eben hergestellten Zunder.
- Feuerstein und Schlagstahl…
- Das Leinen wird auf den Feuerstein gelegt und mit dem Daum fixiert.
- … gelangt auf das verkokte Leinen…
- … und schon frisst sich die Glut durch den Zunder.
- Den Zunder legt man in die Tonschale, darüber leicht brennbares Material und jetzt heißt es kräftig anblasen. Schon züngelt eine Flamme.
- Kleine Holzstöckchen drauf und schon brennt ein Feuer.
Einer der Schwerpunkte des Archäotechnischen Zentrums in Welzow ist der Arbeitsbereich experimentelle Archäologie. Zum einem steht seit dem Jahr 2011 das Thema Einbaumbau in der Vorgeschichte im Mittelpunkt des Interesses. Resultierend aus Einbaumfunden, nicht nur aus dem Land Brandenburg, werden Fragestellungen zur Technik des Einbaumbaus von der Herstellung eines steinzeitlichen Einbaums bis hin zum spätslawischen Boot im Experiment geklärt. Die gewonnenen Erfahrungen aus diesem wissenschaftlichen Projekt des Nachbaus werden aufgezeichnet und dokumentiert und im Nachgang im Archäotechnischen Zentrum für das Publikum allgemein verständlich vermittelt.
Mittlerweile sind im ATZ und auswärts insgesamt sechs Einbäume entstanden. Zwei davon befinden sich noch im ATZ, einer liegt in Schlepzig im Spreewald, einer im Museum in Görlitz und ein steinzeitlicher Einbaum im Museum am Dümmer See in Niedersachsen. Das größte Einbaumprojekt fand im Jahr 2016 statt, als mit einer Studentengruppe gemeinsam der fast 9 m lange Einbaum von Ziesar nachgebaut wurde. Hierzu ist eine Publikation im Brandenburger Landesamt für Denkmalpflege und archäologischem Landesmuseum entstanden. Mehrere Kurzfilme zum Projekt „Schwimmendes Holz“ findet man auf der Internetseite www.youtube.de. Projektbezogen wurden zahlreiche Vorträge zum Ausbrennen von Einbäumen gehalten.
Im Jahr 2018 soll zum 50jährigen Bestehen des Museums in Lembruch, Dümmer See, Niedersachsen, ein 8 Meter langer Einbaum entsprechend dem Fund am Dümmer See aus der Jungsteinzeit nachgebaut werden. Zum 20. Juli 2018 wird dieser Einbaum auf dem Dümmer See getestet werden.
Hierzu wurden extra verschiedene Beile und Dechsel aus Feuerstein und Diabas hergestellt und geschäftet. Fotos: Lausitzbilder Andreas Frank
- Das ATZ hat bislang sechs Einbäume nachgebaut.
- Angefangen hat es mit Einbaum Nr. 1. Seine Form erhielt er in Schlepzig im Landgasthof „Zum grünen Strand der Spree“.
- Auf den Namen Gisela getauft, steht er heute in der Spreewaldbrennerei Spreewaldini.
- Einbaum Nr. 2 versteckt sich hier noch in diesem Eichenstamm.
- Bereit für die Jungfernfahrt?
- Taufe und Stapellauf am Clara See: Unser Lutchen geht baden. (Foto Andreas Franke)
- Heute bietet er Platz für viele Besucher.
- Toller Hingucker: Einbaum Lutchen bei einer ATZ-Präsentation.
- Einbaum Nr. 3 wurde aus einer Erle gebaut.
- Probefahrt auf dem Clara See
- Er ging als Ausstellungsstück an das Kulturhistorische Musem Görlitz.
- Einbaum Nr. 4: Den Stamm dafür erhielten wir aus dem Freibad Welzow.
- Der Roteichen-Einbaum befindet sich wie das Lutchen im ATZ.
- Einbaum Nr. 4 befindet sich wie Lutchen im ATZ.
- Einbaum Nr. 5
- Auftragsarbeit für das Dümmer Museum Lembruch.
- Spannend: Der Versuch des Ausbrennens
- Gelungen. Nach dem Ausbrennen wird der Rand noch einmal schön gemacht.
- Fertig zur Übergabe
- Einbaum Nr. 6: Nachbau des Einbaums von Ziesar
- Altes Handwerk….
- mit eisenzeitlichem Werkzeug
- Ausbrennen des Einbaums
- Ob es auch diesmal gelingt?
- Getauft auf den Namen Hodika
- Jungfernfahrt mit berühmter Fracht: an Bord Birgit Fischer
- Donnerwetter: Der Einbaum trägt 7 Personen
- Das Buch zum Einbaum
- Zu besonderen Einlässen kann man auch schon mal mit einem unserer Einbäume auf dem Clara See paddeln. (Foto Andreas Franke)
- Wasser an Bord! (Foto Andreas Franke)
- Und damit Schiffbruch erleiden. (Foto Andreas Franke).
- Der Einbaum kommt frei. (Foto Andreas Franke)
- Kleine Kapitäne können sich im Workshop Schnitzen ihren eigenen Einbaum fertigen.
- Schnitzen von Einbäumen
Als zweiter Schwerpunkt hat das ATZ in den vergangenen Jahren sowohl eine breite Palette von jungsteinzeitlicher Keramik, als auch germanische Keramik hergestellt. Zwischenzeitlich wurde jungsteinzeitliche Keramik des Dümmer Sees getöpfert. Als Arbeitsschwerpunkt ab 2018 wird eisenzeitliche Hallstattkeramik angefertigt, nachdem auf dem Gelände des Archäotechnischen Zentrums sowohl reduzierende als auch oxidierende Brennversuche erfolgreich durchgeführt worden sind. Der Arbeitskreis Keramik trifft sich regelmäßig einmal im Monat zum freien Töpfern. Hier werden gerne auch archäologische Formen nach Vorlagen hergestellt. Alle Termine entnehmen Sie bitte dem Programm!
- Oxidierender Grubenbrand
- Germanische Keramik wurde oxidierend gebrannt.
- Begutachten der Gefäße
- Tolles Ergebnis
- Reduzierender Grubenfreibrand
- Krach schwarze Keramik
Als dritter Schwerpunkt finden seit 2015 Versuche zum Anbau, Ernte und Dreschen von alten Roggensorten statt, um mit Weidenbindung Roggenstrohdächer zu decken und zu schauen, wie lange solch ein Dach hält.
- Ernte des Johannisroggen
- mit dem Heimatverein Terpe
- Einsatz von schwerer Technik
- Mandeln zum Nachtrocknen des Getreides
- Verladen des getrockneten Getreides auf Paletten
- Einbringen der Ernte
- Dachdecken mit Kindern als Projektarbeit
- Weideverbindungen
- Das Dach ist fertig!
- Jetzt Anwendung auf einem großen Dach.
- Die erste Seite ist fertig.
Seit etwa vier Jahren ist auch das Korbflechten mit Weide ein Arbeitsschwerpunkt des Leitenden Archäologen im Archäotechnischen Zentrum. Die typischen Körbe der Lausitz, die Schwinge und der Kartoffelkorb, werden unter Nutzung vorhandener Kopfweiden in der Region geflochten, das alte Handwerkswissen vermittelt und ganz nebenbei die Kopfweiden einer Gemeinde gepflegt.
- Schwinge und Korb
- Ein perfekte Schlösschen als Verbindung.
- Der Rahmen ist fertig.
- Jetzt geht es ans Ausflechten.
- Korb flechten
- Fast fertig. Jetzt wird es eng.
- Wer es bunt mag, flechtet Hartriegel ein.
Grundsätzlich ist die experimentelle Archäologie Bestandteil der wissenschaftlichen Forschung und Lehre in der Bundesrepublik. Lange Tradition hat die experimentelle Archäologie an den Universitäten Hamburg und Köln und Kontakte des Archäotechnischen Zentrums zur Freien Universität in Berlin brachten schon erste Ergebnisse im jungsteinzeitlichen Hausbau.
- … entstand unlängst ein steinzeitliches Haus. Und so fing alles an:
- Auf dem Aktionsgeländes des Archäotechnischen Zentrums…
- Auf geht’s…
- Mit Hilfe von steinzeitlichem Werkzeug: hier Meißel aus Knochen und Horn
- Passt, echte Maßarbeit!
- … muss da hinein. Eine Zapfenverbindung.
- Der Zapfen…
- Hier wird die Tiefe der Pfostenlöcher mit den Pfosten abgeglichen.
- Was später im Boden kommt wird vorher angesenkt, das hält die Schadinsekten fern.
- Der Grundriss des steinzeitlichen Hauses wird auf die Bodenfläche übertragen.
- Zum Glück haben wir einen Plan.
- Die Löcher für die Pfosten müssen ausgebhoben werden.
- Natürlich, wie es sich gehört, mit einem steinzeitlichen Spaten.
- Dabei bekommt man durchaus Respekt vor dem Leben der Steinzeitmenschen.
- Hier und da muss noch etwas nachgebessert werden.
- Endlich ist es soweit: die Pfosten kommen in die dafür vorgesehenen Pfostenlöcher.
- Die erste Fußpfette kommt auf die Seitenpfosten.
- Zur Freude aller passt sie wie angegossen.
- Mit dem Hammer wird alles ins rechte Gefüge gebracht.
- Die Seitenwandkonstruktion wird gleich als Aufbaustütze für die höheren Firstpfosten genutzt.
- Vor dem Aufrichten wird die Firstpfette auf die Firstpfosten aufgesteckt.
- Das ist gar nicht so einfach, bei der Höhe.
- Beim Aufrichten müssen alle mit ran!
- Siehe da, die Firstkonstruktion steht.
- Als nächstes folgt die zweite Seitenwand. Noch mal nachmessen…
- … dann steht auch die Konstruktion.
- Freude und Erleichterung: Der Pfostenbau des steinzeitlichen Hauses steht!
- Nun werden die Sparren, die später das Dach tragen sollen, angebracht.
- Seitenwände wurden in der Steinzeit aus einem Lehm-Weidenwandgeflecht errichtet.
- Dazu muss der Lehm entsprechend gemagert werden. Voller Körpereinsatz der Studentinnen.
- Derweil flechten die Herren mit Weidenruten eine Seitenwand.
- Dabei ist es wichtig, zwischen den Abstand zwischen den Ruten so gering wie möglich zu halten.
- Das Lehmgemisch wird auf das Weidengeflecht aufgetragen.
- Fertig!? Ach was… der Rest ist für interessierte Besucher unseres Zentrums.
Literatur:
Hans Joachim Behnke, Elke Kaiser, Christof Krauskopf, Franz Schopper (Hrsg): Schwimmendes Holz. Der Nachbau des slawischen Einbaums aus Ziesar – Zossen, 2017