Museumspädagogik

Museumspädagogik und Archäotechnik

Der Begriff Archäotechnik beinhaltet die Ausführung von Arbeitstechniken, derer sich der vorgeschichtliche Mensch bediente, um sein Leben zu meistern. Der Archäotechniker nutzt die Ergebnisse der experimentellen Archäologie und vermittelt die Erkenntnisse an verschiedene Zielgruppen mit angepasstem Niveau. Grundvoraussetzung für den Archäotechniker ist neben seiner handwerklichen Fähigkeit insbesondere die Abstimmung der Vermittlung vorgeschichtlicher Techniken an den neuesten Forschungsstand in der Archäologie.

Für Kita und Hort, Schulklassen, Familien, Einzelbesucher wie auch Gruppen hält das Archäotechnische Zentrum in seiner Veranstaltungspalette Workshops bereit, in denen es um verschiedenste Bereiche der Handwerkstechniken geht, die in vorgeschichtlicher Zeit lebensnotwendig, aber allgemeingebräuchlich waren. Insbesondere die Bearbeitung und der Umgang mit dem Werkstoff Holz in der Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit stehen hier im Mittelpunkt.

Hinter dem Zentrum befindet sich der Epochengarten, wo allerlei Nutzpflanzen aus Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit und Mittelalter entdeckt werden können. Im Epochengarten wird außerdem gekocht und gebacken, Keramik im Freibrand gebrannt, hier zeigen wir alte Handwerkstechniken wie Feuersteinbearbeitung, oder die Holzbearbeitung.

Die Grundlage aller archäotechnischen Vermittlung ist die Beherrschung alter Techniken durch den Vermittelnden. Insbesondere die Ausstellung „HOLZ-KULTUR – Von der Urzeit bis in die Zukunft“ in Oldenburg 2007 hat eine Vielzahl von Anstößen gegeben, denen es lohnt, nachzugehen. Wer sich mit Archäotechnik beschäftigen will, findet auch in den Publikationen zur experimentellen Archäologie aus Oldenburg und Unteruhldingen erste Ansätze, um sich selber mit alten Handwerkstechniken zu beschäftigen.

Das Archäotechnische Zentrum bestückt seine Zentrumskoffer nur mit Repliken von Fundgegenständen, die auch im Land Brandenburg nachgewiesen sind. Das Archäologische Landesmuseum Brandenburg an der Havel mit seiner großen, neu konzipierten Ausstellung bot sich an, hier die entsprechenden Fundgegenstände anzusehen und mit den hier ausgestellten originalen Fundgegenständen den Nachweis zu führen.

Archäoaktiv mit Schulklassen

Für die Vermittlung von Geschichte erfreut sich das Archäoaktiv bei Lehrkräften und auch Schülern immer größerer Beliebtheit. Fächerübergreifend wird in fünf bis acht Stationen die Geschichte der Steinzeit zum Anfassen gelernt und selbst erlebt. In kleinen Sippen unterteilt, geht es mit der ältesten Jagdwaffe der Menschheitsgeschichte auf die Jagd, werden Schnüre aus Bast gedreht, Leder mit Feuerstein geschnitten, Feuer gemacht, gekocht, Steinzeitschmuck aus Ton hergestellt und vieles mehr. In einem Steinzeit-Quiz kann man neben dem Faustkeil und dem Querschneider der Eiszeitjäger insgesamt 20 Dinge der Steinzeit anfassen und auch ausprobieren. Altes Handwerk und Wissen aus der Steinzeit, welches von den kleinen Sippen reihum im Halbstunden-Rhythmus angelaufen und abgearbeitet wird. Am Schluss dieses Marathons essen die Schülerinnen und Schüler die steinzeitliche Suppe, die sie unter primitiven Bedingungen aus Fleisch und Gemüse, die bereits in der Steinzeit Verwendung fanden, selber in einem Topf über offenen Feuer zubereitet haben. Selten haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, so viel Wissen spielend verpackt auf- und mitzunehmen. Die Begeisterung beim Absolvieren der Stationen, der dabei entwickelte Teamgeist, die Andersartigkeit dieser Veranstaltung und der Ansporn, mit seiner Sippe zu siegen, lässt die Kinder auch noch lange nach diesem Tag davon berichten. Erlebtes Wissen bleibt einfach besser und länger im Kopf. Wer das Archäoaktiv einmal gebucht hat, kommt in der Regel im nächsten Jahr mit seinen fünften Klassen wieder. Mit der „Rosa-Luxemburg-Grundschule“ in Luckau führen wir das Steinzeit-Archäoaktiv nun schon das siebente Jahr in Folge durch. Dabei geht das Team auch schon mal mit dem ATZ-Bus, dem „Steinzeitgepäck“ und den ehrenamtlichen Lehrern auf Reisen in Stadtparks wie nach Luckau oder Golßen.

Das Archäoaktiv gibt es auch für die Bronze- und Eisenzeit sowie für das Mittelalter.

Neigungsdifferenzierter Unterricht und Arbeitsgruppe Archäologie an Schulen

Das Archäotechnische Zentrum ist im Curriculum der Grundschulen im Schulamt Cottbus gelistet.

Sommerferienworkshops im Paulikloster

Mehr Informationen finden Sie unter Paulikloster!

Praxis Berufsorientierung (PraxisBO)

Das Archäotechnische Zentrum hat eine Wochenveranstaltung entwickelt, die für die Sekundarstufe 1 im Land zugeschnitten ist. Sie zielt auf die Einführung der Schüler in die Holzberufe ab, welche im Landkreis als zukünftige Arbeitsstätten möglich sind. Unter der Abkürzung PraxisBO lernen die Jugendlichen beim Bau von Naturbeobachtungsständen, mit Holz umzugehen und nach dem Aufstellen in der freien Natur, wer sich aus unser heimischen Tierwelt abends und nachts in Wald und Feld aufhält.

Der Vorteil für die teilnehmenden Schüler ist evident: Sie lernen innerhalb einer Woche praxisnah verschiedenste Berufe und Arbeitsfelder auch direkt in den Betrieben kennen und haben die Möglichkeit, sich Praktikumsplätze zu erarbeiten. Das Zusammenspiel aus handwerklicher, zeichnerischer und digitaler Arbeit, der Besuch verschiedener Betriebe, der Umgang mit Fotografie und Medien plus Vertiefung in den Projektteilen Deutsch und Kunst sowie die abschließende Präsentation vor den Eltern lässt die Teilnehmer reifen. Mit dem Projekt werden auch die zuständigen Lehrer sensibilisiert, Berufssparten in der Region, die Handwerk anbieten sowie Ausbildungs- und Praktikumsplätze bereitstellen, als Netzwerk zu nutzen.

Literatur:

Martin Schmidt, Marlise Wunderli: Museum experimentell Experimentelle Archäologie und museale Vermittlung – Schwalbach/Ts., 2008

Markus Vosteen: Museale Vermittlung ur- und frühgeschichtlicher Inhalte – Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, Jahrgang 54, Heft 4, Seelze 2003, S. 227-234